Hobo

Sehr geehrte Mitarbeiter von Animal Care Austria, liebe Carol, liebe Tierfreunde!

Eigentlich ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass man es sich wohl und reiflich überlegen sollte, einen Hund als weiteres Familienmitglied ins Haus zu holen. Ein Hund kostet über viele Jahre hinweg Zeit, Geld und manchmal auch Nerven, will man ihn seinen Bedürfnissen entsprechend halten und versorgen. Nun, ich kann dem generell nur beipflichten, denn viel zu oft landen vorschnell angeschaffte, süße Welpen als erwachsener Hund im Tierheim. Ein Hund ist eben kein Spielzeug. Ein Hund ist ebensowenig ein Therapeut für einsame Herzen, den man in eine Ecke stellen kann, sobald endlich der Traummann oder die Traumfrau gefunden wurde. Ein Hund ist auch kein Kinderersatz. Wie oft sieht man, dass der zunächst über alles verzärtelte Hund ein trauriges Dasein als geduldetes Anhängsel fristen muss, sobald sich bei einem jungen Paar erst einmal Nachwuchs eingestellt hat.

Trotz alledem waren es immer spontane Entscheidungen, die mich mit meinen Hunden bzw. meine Hunde mit mir zusammenkommen ließen. Meinen ersten Hund, einen wunderschönen, zweijährigen Bordercollie-Mix-Rüden mit dem absolut unpassenden Namen LUMPI, hatte ich 1997 von einem Urlaub in Tirol mitgebracht. Ich wusste weder etwas über die Ansprüche dieser Rasse, noch hatte ich (außer dem seit meiner Kindheit angelesenen Wissen aus mindestens 50 Hundebüchern) irgendeine Ahnung, was da als frischgebackener Hundebesitzer noch alles auf mich zukommen würde. Ich hatte nicht einmal ein Halsband und eine Leine... dafür gleich nach der ersten Rast auf der Westautobahn den speziellen Geruch von "Hund-hat-sich-in-Exkrementen-gewälzt" in der Nase. Nun, trotzdem wurde es eine wundervolle Partnerschaft. LUMPI war ein phantastischer Begleiter und der sportlichste, gelehrigste Hund, den ich je kennenlernen durfte. Leider wurde er aufgrund einer Magenkrebserkrankung nur zehn Jahre alt. Im Frühling des Jahres 2000, nachdem in derselben Woche plötzlich mein Bruder verstorben war und ich ein Kind verloren hatte, kamen mein Mann und ich im Zuge eines Sonntagsausfluges mit unserer Schnauzerhündin FINI nach Hause. Sie war damals ein Welpe, der nicht viel von der Welt gesehen hatte - scheu, ängstlich und allem Fremden gegenüber misstrauisch hatten wir sie aus nicht-optimaler Haltung losgekauft. Trotzdem grub sie in Rekordzeit zehn Löcher in den Garten, fraß alles, was auf dem Boden lag, hatte dementsprechend oft Durchfall etc. und jagte allem hinterher, was bei drei nicht auf den Bäumen war. Zum Glück half LUMPI mit, sie zu erziehen und aus ihr einen stadttauglichen Hund zu machen. Heute ist sie ein Prachthund, den man überall hin mitnehmen kann und dem man seine zehn Jahre nicht ansieht... und sie ist auch selbstverständlich überall dabei.

Nachdem sie nun einige Jahre allein im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit gestanden hatte, war es wohl vom Schicksal an der Zeit, wieder einen zweiten Hund in die Familie zu holen, obwohl das zunächst von uns gar nicht so beabsichtigt war.
Als Hundenärrin surfte ich immer wieder mal Seiten mit "tierischem" Inhalt im Internet an. So auch an einem Montag im vergangenen Herbst. Ich hatte zuvor noch nichts von bzw. über Animal Care Austria gehört, doch das, was ich da lesen konnte, erweckte sofort mein Interesse. Und dann geschah es... Ich sah das Bild von HOBO, dem Landstreicher-Mix, las seine ausführliche Charakterbeschreibung und war so angetan davon, dass ich am Abend meiner Familie davon berichtete. Sofort setzten wir uns an den Computer, denn wir wollten HOBO "persönlich" kennenlernen. Samstags darauf saßen wir bei strömendem Regen im Auto auf der Fahrt nach Ungarn. Optisch war ich zunächst zwar etwas enttäuscht, denn ich hatte ihn mir kleiner, etwas zierlicher und weniger zottelig vorgestellt; außerdem zog er schrecklich an der Leine und hatte nicht wirklich einen Blick für uns. Trotzdem überzeugte mich sein Wesen - so positiv, so frei von Angst und so voller Vertrauen, dass wir ihm nur Gutes wollen. Mit vereinten Kräften haben wir ihn in die Hundebox gezwängt, denn Autofahren war er überhaupt nicht gewohnt und es gefiel ihm anfangs auch nicht wirklich. Jetzt hingegen verheißt bereits das Klicken der Zentralverriegelung für ihn Abenteuer, Spannung und Spaß... Wo wird es wohl diesmal hingehen?
In meiner Freude und Aufregung über das neue Familienmitglied HOBO, hatte ich ganz vergessen, dass sich in der darauffolgenden Woche auch die Mitarbeiter einer Malerfirma bei uns einstellen würden, um das gesamte Haus innen neu auszumalen. Das war von mir wieder perfekt geplant gewesen: ein Hund, den wir erst kennenlernen mussten und umgekehrt sowie das Haus voll von Plastikplanen, Farbkübel und fremden Menschen - ein perfekter Einstand sozusagen. Aber HOBO lernte schnell, passte sich sofort allen Umständen an und wurde zum Liebling der Handwerker. Leider hatte er in dieser Zeit auch mit einer Darminfektion und einer schweren Infektion der Harnwege zu kämpfen (Und wir dachten, er wäre noch nicht stubenrein). Nach etlichen Tierarztbesuchen und dem Besuch im Hundesalon, wo er einen flotten Kurzhaarschnitt verpasst bekommen hatte und zum ersten Mal getrimmt worden war, nach ein paar Trainingsstunden im Zuge des Hundekurses, nach dem Kennenlernen seiner hündischen Nachbarschaft und dem Schließen etlicher dicker Hundefreundschaften sowie nach der geglückten "Zwangsvergesellschaftung" mit unserer alten Hündin war es dann endlich soweit, HOBO war in seinem neuen Leben voll und ganz angekommen. Heute ist er ein toller Freund für Mensch und Hund, ein guter Wächter und eine Sportskanone. Unsere alte Hündin ist, seitdem ihr HOBO zur Seite steht, wieder viel munterer, spielfreudiger und absolut ausgeglichen. HOBO konnte auch viel von ihrer Erfahrung z.B. im Umgang mit dem Autofahren, dem Verhalten im Restaurant etc. profitieren. Leider hat er ebenso von ihr gelernt, was wirklicher Jagdinstinkt bedeutet, weshalb er (außer in unserem großen Garten) nur noch unter kontrollierten Bedingungen frei laufen darf. Absichtlich weglaufen würde er aber nie, denn er ist ausgesprochen anhänglich. Seine Kondition und sein Spürsinn haben sich deutlich verbessert. Musste er noch vor einem halben Jahr nach zwei Runden im Garten schwer hechelnd eine Pause einlegen, so lässt er heute FINI schon weit hinter sich; und konnte er früher kaum ein Leckerli erschnüffeln (wenn man es auch vor ihm auf den Boden fallen ließ), so hat man heute Mühe, dieses vor ihm zu verbergen.

Es ist bemerkens- und bewundernswert, wie schnell sich HOBO an sein neues Leben in Österreich gewöhnt hat. Ein Hund lernt - ebenso wie wir Menschen - ein Leben lang. HOBO ist an seinen neuen Herausforderungen gewachsen, ebenso wie meine Hundeerfahrung mit jedem meiner Tiere gewachsen ist und wächst. Meine spontanen "Pro-Hund-Entscheidungen" waren für mich immer der absolute Glücksgriff und ich habe sie noch keinen einzigen Tag bereut...und meine Hunde, wie ich meine, mussten und müssen sie auch nicht bereuen. Ich versuche immer, ihnen gerecht zu werden, denn das ist wahre Liebe zum Tier. Mehr bedarf es nicht. Dann können auch spontane Entscheidungen zu Happy Stories werden!
Ich möchte mich bei Animal Care Austria und besonders bei Carol bedanken, dass sie mir die Gelegenheit gegeben haben, diesen wundervollen Hund bei mir aufnehmen und mit ihm leben zu dürfen.

Anbei noch etliche Fotos von HOBO und seiner Gefährtin FINI...

Herzlichen Dank und ganz liebe Grüße sowie viel Erfolg bei der weiteren Arbeit für Mensch und Tier!

Maria-Christina Frühwirt

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